Die leichte Gangunsicherheit und der Schwindel waren Herrn P., 44, zunächst etwas peinlich. Darauf angesprochen zu werden ob er betrunken sei, irritierte ihn. Ihm fiel auch auf, dass die rechte Hand unkoordiniert und unsicher (dysmetrisch) in der Motorik war. Im Finger-Naseversuch zeigte er deutlich am Ziel vorbei. Die Ehefrau bemerkte vorallem die Heiserkeit. Die geringe Ptose re war kaum sichtbar. Darauf angesprochen bestätigte Herr P leichte Nacken/Kopfschmerzenschmerzen rechtsseitig. Das Orakel meinte dass der Schwindel bei Kleinhirninfarkte oft als diffuser Schwindel und weniger als vestibulärer "gerichteter" Schwindel beschrieben wird. Der Gang war breitbeinig-ataktisch mit Fallneigung zur betroffenen Seite. Herr P. zeigte in der Bildgebung einen PICA-Infarkt re bei Vertebralisdissektion re im V4 Segment. Die Heiserkeit und das Horner-Syndrom zeigten die Mitbeteiligung des Hirnstammes an (dorsolaterale Medulla oblongata re). Mr. Evidenz meinte, dass Kleinhirninfarkte ein bis vier Tage nach Initialereignis raumfordernd werden können, mit zunehmender Bewusstlosigkeit, Doppelbilder, und Schluckauf als Warnsymptome. Die Pupillenstörung bei Raumforderung ist schwer beurteilbar, da sie nicht typischerweise mit einer weiten Pupille "als Druckzeichen" einhergehen muss. Bei einer Mortalität von 80 % ohne Operation kann diese durch eine Dekompression auf 30 % gesenkt werden, selbst wenn der Patient zum Zeitpunkt der Operation bereits komatös ist. Wann der optimale Zeitpunkt jedoch für eine Operation gekommen ist wird seit Jahren diskutiert. Herr P. wurde an der Schlaganfalleinheit fünf Tage überwacht, alles lief gut. Das Orakel: wenn die Initialphase gut überstanden wird sind Kleinhirninfarkte prognostische günstig, denn obwohl das Kleinhirn mit zahlreichen Bahnen an allen motorischen Plänen des Großhirns und an allen spinalen Eingänge beteiligt ist, kann man letztlich gut ohne Kleinhirn leben.