Ich schäme mich wenn vor Europa Menschen ertrinken.
Ich schäme mich wenn vor Europa Menschen ertrinken. Warum? Menschen zu retten ist eine Pflicht, außerhalb der Grenzen Europas ist es kein Verbrechen. Politiker bezeichnen Lebensretter als Fluchthelfer. Wir gewöhnen uns an diese Sprache. Jene, vorwiegend Männer, die mit dieser Politik an die Macht gekommen sind, lenken ab. Sie sprechen nicht von Umweltschutz, von Frauenrechten,vom Schutz und der Sicherung Schwächerer, von Energie, Ernährung, Bildung, Transport und Verkehr. Sie teilen die Menschen in einfache Gruppen. Die Einheimischen und die Migranten. Die Fleißigen und die Nicht Fleißigen. Die Eliten und das Volk. Die Moslem und die Christen. Frauen und Männern. In jeder dieser Gruppen gibt es für sie ein Richtig und ein Falsch. Wichtig ist, dass in der Gruppe der von ihnen Vertretenen, genügend Wähler zum Machterhalt sich wiederfinden. Die "Richtigen, Wahren" haben die richtige Gesinnung, Hautfarbe, Religion und sexuelle Ausrichtung. Es geht aber auch um Leistung. Arbeitsleistung wird wieder zum Maß gesellschaftlicher Bedeutsamkeit. Wer mehr leistet ist mehr wert. Seit 5000 Jahren definieren wir uns über Wachstum, Wettbewerb und Hierarchie. Dieses Weltbild wird uns in die Wiege gelegt und schon die erste Milch trinken wir um zu wachsen. In einem Anspruch von Überlegenheit hat Europa ein Wirtschafts System erschaffen das auf Wachstum ausgerichtet ist. Ich bin ein Kind dieser Zeit. Wohlstand ist die Folge. Aristoteles hat uns gelehrt dass: A=A. Etwas kann unter der selben Hinsicht nicht sein Gegenteil sein. Entweder ist es gut, richtig, wahr oder eben nicht (ein Drittes gibt es nicht). In diesem Denken kann „weniger“ unter der selben Hinsicht nicht „mehr“ sein. Als die ersten Flüchtlinge kamen war die Reaktion der Menschen eine menschliche. Die Hinsicht war auf den Menschen und sein Leben gerichtet. Seither betonen Politiker dass uns etwas genommen wird. Ihre veränderte Hinsicht richtet sich auf die finanziellen Mittel die Flüchtlinge kosten. Die menschliche Hinsicht, der Mensch, ist egal. Da weniger schlecht ist, sind jene die es verursachen schlechte Menschen. Für Flüchtlinge kommen immer unmenschlichere Lösungen infrage, bis hin zum Ertrinken. Wir beginnen diese Perspektive zu akzeptieren. Der Mensch verliert sich aus unserem Blick. Diese unmenschliche Logik bleibt nicht am Flüchtling haften, sie wendet sich bald auf alle die bedürftig sind, die Ärmeren, Schwachen und Randgruppen. Der Verlust der Arbeit oder der Gesundheit führt rasch dorthin. Was wäre eine Alternative?. In einem Denk-Muster der Kooperation ist ein Mensch in dieser Lebenslage nicht „unten“ sondern „neben“ uns. Er/Sie ist an unserer Seite. In einem System das weniger auch als Ziel erkennt, entstehen auch neue Wege. Eine Hinsicht des Erhaltens. Weniger Energie, weniger Müll, weniger Kraftfahrzeuge, weniger Auswahl verändert ihr Leben, Entwicklung beginnt. Neue Regeln führen zu neuen Wegen und Veränderung. Wenn Sie weniger Essen, Autofahren, Arbeiten, Konsumieren, Kontakte/Zeit pflegen wo würde sie das hinführen? Sie persönlich sind angesprochen, nicht ein System, das sich wehrt. Eine Haltung der Kooperation, des Weniger kann nicht von oben angeordnet werden, es wäre dann das alte hierarchische System. Es kann nur von Einzelnen gelebt werden. Ich schäme mich wenn vor Europa Flüchtlinge ertrinken weil ich nicht früher klarmachen konnte, dass diese Politik, meine Haltung nicht vertritt.